Costa Vece
Galerienfrühstück in der Schleifmühlgasse
Samstag, 12. Mai 2012 von 10.00 - 19.00.
Künstlergespräch Costa Vece 15.00
Seit den 1990er Jahren verarbeitet Costa Vece Sozialkritisches und Politisches zu Kunst. Kindheitserfahrungen, wie das Aufwachsen als Sohn griechisch-italienischer Eltern in der Schweiz und daraus resultierende Fragen nach kultureller Identität und Heimat, bestimmen die Themen seiner Arbeit. Für die einen selbstverständlich, für die anderen ein unerreichbares Gut – die Staatsbürgerschaft eines westlichen Industrielandes, hat sich Costa Vece als Thema im wahrsten Sinne auf die Fahnen geschrieben, als er 2006 in der Georg Kargl BOX ein Zelt aus Nationalflaggen der nicht EU Länder, deren Staatsbürger sich damals in Österreich aufgehalten haben, ausstellte. Als Material dienten ihm alte Kleider, die er mit Sicherheitsnadeln in den Mustern der Flaggen zusammensteckte.
Spätestens seit seiner Teilnahme an der Biennale von Venedig 1999 ist Costa Vece eine feststehende Größe in einer kritischen Schweizer Künstlerriege zu der, laut der Kunstkritikerin Claudia Spinelli, Künstler wie Thomas Hirschhorn, Christoph Büchl und Gianni Motti gehören, “deren Kunst sozialpolitisch motiviert und – da aus einem persönlichen Hintergrund genährt – unbedingt glaubwürdig ist”. Dennoch hat Costa Vece bis heute nicht die Schweizer Staatsbürgerschaft. Ausgehend von Heimatgefühlen zu einem Land, in dem Vece immer auch Fremder ist, bildet die Spannung zwischen dem Eigenen und dem Fremden die Grundlage seiner Ausstellung in der Georg Kargl BOX. Das zentrale Element - die Maske - findet in verschiedensten Ausformungen Einzug in seine Skulpturen, Collagen und Scherenschnitte. Die Maske als Sinnbild von Identität oder „Nicht-Identität“, sprich Tarnung oder Maskierung, wird kulturübergreifend in rituellen und religiösen Zusammenhängen zur Verkleidung und Kostümierung eingesetzt.
Costa Vece verwebt sie in seinen Werken zu eindrucksvollen Gesamtgebilden, die ein Auseinanderhalten von afrikanischen Masken und Schweizer „Fasnachts-Masken“ kaum möglich machen. Wie Trophäen arrangiert er Puppen, folkloristische Figuren und Masken entlang eines stammartigen Holzstabs an Ästen, sodass sie wie Blätter eines Baums wirken, und verbindet dadurch zwei symbolträchtige Objekte: Die Maske und den Baum, der für Vielfalt und universelles Leben steht. Das Material der “Trophäen-Bäume” stammt aus Ländern wie Indonesien, Afrika, Südamerika oder dem Lötschental in der Schweiz, aber auch aus dem Internet. Zum Schluss bemalt er die “Masken-Bäume”, bestehend aus touristischen Souvenirs und archetypischem Originalmaterial, schwarz, und nivelliert somit die Vielfalt und die Unterschiede in der Qualität. Durch dieses Universum an unvereinbaren Kulturregionen, komprimiert in einer Skulptur, bringt Costa Vece die Widersprüche unserer globalisierten Gesellschaft auf den Punkt.
Während die „Baum-Skulptur“ Assoziationen von kultischen Riten provoziert, wirken die neonbunten Collagen an den Wänden wie Versatzstücke unserer westlich geprägten Kultur, obwohl Costa Vece dabei eine ähnliche Vorgehensweise verfolgt. Motive aus ethnografischen Bildbänden und Zeitschriften collagiert er mit neonfarbenen PVC Folien und schafft auch damit Identitätskonstrukte, die sich über jegliche Barrieren von Raum und Kultur hinwegsetzen. Dazu dient ihm ebenfalls Gesammeltes und Gefundenes. Seit Beginn seiner künstlerischen Praxis arbeitet Costa Vece konsequent mit Vorgefundenem. Er selbst sagt, das Material bildet die Ausgangsbasis für Idee, Konzept und Gestalt seiner Arbeit. Durch gefundene Objekte unserer Zeit und Welt existiert ein Realitätsbezug in Costa Veces Arbeit, der für jeden fühlbar ist.
Text: Marie Duhnkrack
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