Dario Wokurka
Untitled Solo Exhibition
Noch bevor sie Aquarelle geworden sind, waren sie schon Aquarelle. Zuvor waren sie schon Bilder: Ansichten der Büste der Geliebten des Philosophen im Katalog eines Auktionshauses etwa, ein Foto aus der Zeitung, bekannte Gemälde, Vorlagen aus einigen weiteren Quellen mehr, oder chinesische Gelehrtenmalerei. Malerisch interessant Aufscheinendes eben, dessen Grundcharakteristiken übernommen und mit weiteren Elementen versehen wurden. Es besteht ein appropriierendes, kombinatorisches Verhältnis zur Wahl der Elemente innerhalb dieser Bilder und ihrer Ausweitung im Raum. Sie werden im Bild in ein Verhältnis zueinander gesetzt, in direkter Weise im Rahmenobjekt, aber auch in der Ausstellungssituation. Bei dieser Vorgehensweise erhält sowohl die Wahl der Elemente Bedeutung, als auch gleichermaßen die Entscheidung ihrer Kombination. Diese ist jedoch weniger symbolisch geführt, als von einem den Relevanzen und Einordnungen der jüngeren Kunstgeschichte nichtgeschuldeten, genauen Betrachten des Feldes der Malerei. Sicher gibt es hier Präferenzen, aber dann eben innerhalb solcher Werke und Kontexte, die ein ähnliches Interesse verfolgen: den Problemfeldern der Malerei ihrer jeweiligen Zeit ein eigenständiges und hinterfragend tätiges Werk entgegenzusetzen, das die Grundzüge des Mediums selbst in seine Herstellung mit übernimmt.
Die Aquarelle unter der Farbe sind Ausdrucke zuvor gemachter Aquarelle. Ihnen enthalten ist also schon eine Form der Distanznahme, die sich in einer technischen Reproduktionsminderung der Zeichnung äußert, welche hernach wieder neu und in Farbe ausgearbeitet wird. In einer Art push-pull von Schichtung und Verschiebung gibt es im Herstellungsprozess einen Ablauf, der verschiedene Gesten der Zurücknahme und kombinatorischer Fülle aufrollt und schlussendlich in meta-narrativ erscheinenden Aquarellen (!) zum Stehen kommt. Lassen Sie sich hier unbedingt vom Künstler selbst die Elemente und Kontexte der Bildinhalte erklären und beschreiben, falls sich die Gelegenheit bietet.
Das Ausstellen selbst wird in Untitled Solo Exhibition an mehreren Stellen thematisiert: zum einen in der gleichermaßen referenziell und verspielt aufgeladen wirkenden Titelgebung der Werke als einem das Konventionelle überschreitenden Ansatz, als auch in der distinkten Rahmung, die einerseits die Aquarelle zu einer Serie werden lässt, andererseits das Format einer Vitrine aufruft. Selbst in der hier anzutreffenden „flachen“ Version derselben deutet sich das Kennzeichnende einer Vitrine an: das Zeigen und Hervorheben innerhalb eines nach eigenen Vorstellungen „geordneten“ Zwischenraums im Raum.
Es ist gerade dieses „Zeigen“, das sich in einer Kombination von informierter, appropriierender, aber bestimmt auch beseelter Verfahrensweise als gleichzeitiges Tun und Zeigen bewusst ist. Es geht hier mindestens genauso viel um ein in Erscheinung treten (als Frage an das Zeigen und Kontextualisieren von Kunst), wie um das Erzeugen eines Bildes (mit Verweis auf Herkunftsunterschiede und Bezüglichkeiten von Bildern an sich).
Melanie Ohnemus
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