VOLOSHYN GALLERY HOSTED BY GEORG KARGL FINE ARTS
Maria Sulymenko, Is it time, yet?
Eröffnung: 1. September, 18.00 - 21.00
Georg Kargl Fine Arts freut sich Voloshyn Gallery aus der Ukraine, die derzeit ohne Raum in Kiew operiert, in der Georg Kargl BOX willkommen zu heißen. Zu sehen ist die erste Einzelausstellung von Maria Sulymenko (1981* Kiew, Ukraine) in Österreich.
Es gibt etwas in Sulymenkos Aquarellen, dass das Publikum in seinen Bann zieht. In einem lakonisch schlichten Stil zeigt die Künstlerin geheimnisvolle und rätselhafte Environments. Das sind vor allem Innen-, aber auch Außenräume, Nicht-Orte, eng und geschlossen, umgeben von fast greifbaren Mauern. In dieser stillen Atmosphäre aus transparenter grauer Luft kann das Auge den Horizont nicht wahrnehmen – es scheint keinen zu geben.
Die Szenen sind kaum belebt. Wenn namenlose Gestalten auftauchen, sind sie meist allein, manchmal zu zwei oder zu dritt. Keine Charaktere, nur Wesen. Sie blicken den/die Betrachter/in nie direkt an, ihr Blick ist von ihm/ihr abgewandt oder sie blicken zur Seite. Und trotz der Suche nach Beziehungspunkten gehören sie eigentlich nicht dazu; zwischenmenschliche Beziehungen sind selten. Es ist, als wäre die Zeit stehen geblieben. Eingefangen in einem Moment, der wie verlängert zu sein scheint; ein Moment, der sich in einen Zustand verwandelt. Nicht Werden, sondern – und nur – Sein. Gefangen zwischen „nicht mehr“ und „noch nicht“, warten sie darauf, dass etwas entsteht, passiert, sich vielleicht verändert.
“Etwas fehlt, was das ist, weiß man nicht,” schreibt Brecht in Mahagonny.[1] Für Maria Sulymenko geht es nicht so sehr um einen bestimmten Verlust oder ums Verschwinden, einen ausgeprägten Schmerz oder um Trauer, sondern um die Zerbrechlichkeit des Lebens und die Unausweichlichkeit der Dunkelheit. Sie zeigt Einsamkeit, aber auch bewusst gewählte Isolation; Angst und traumatische Furcht sowie zeitgenössische Leiden und Nöte, die zu absurden oder imaginären Situationen führen. Sie hinterfragt leise, beinahe naiv, die Schwierigkeiten, einfach nur zu sein (und nicht unbedingt zu werden), einfach in dieser Welt zu bestehen. Es gibt keinen naiven Optimismus, aber es gibt Hoffnung, so die Künstlerin, in Antizipation auf eine bessere Zeit. „Jeder Moment ist ein Sprung nach vorne vom Rand einer unsichtbaren Klippe, wo sich die scharfen Kanten der Zeit ständig erneuern. Wir heben unseren Fuß vom festen Boden unseres bisherigen Lebens und machen diesen gefährlichen Schritt hinaus in die Leere. Nicht weil wir besonderen Mut aufbringen, sondern weil es nicht anders geht.“ [2]
Maria Sulymenko (1981* Kiew, Ukraine) wuchs in einer Künstlerfamile auf. Nach ihrem Studium an der Akademie für Bildende Künste in Stuttgart wechselte sie zur Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main. Ihre Arbeiten wurden unter anderem in Shifting, Glances(Simone Subal Gallery, NYC, USA, 2022), She Asked, I Followed. Her Name Is After (Fredric Snitzer Gallery & Voloshyn Gallery, Miami, FL, US, 2022), The Memory on Her Face: Part I and II (Voloshyn Gallery, Miami, FL, US, 2022) und in The Glass World of People and Things... (Voloshyn Gallery, Kiew, Ukraine, 2017) gezeigt.
[1] »Etwas fehlt, aber was das ist, weiß man nicht.« Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny ist eine politisch-satirische Oper, die in Mahagonny spielt, einer damals fiktiven Stadt Nordamerika, bewohnt von Glücksrittern, Prostituierten und zwielichtigen Geschäftsleuten (und Frauen), wo absolut alles erlaubt ist – außer kein Geld zu haben. Komponiert von Kurt Weill nach einem deutschen Libretto von Bertolt Brecht, wurde es 1930 in Leipzig uraufgeführt.
[2]Der Roman des Booker-Preisträgers Han Kang ist eine lyrische und beunruhigende Erforschung persönlicher Trauer, geschrieben durch das Prisma der Farbe Weiß. Frei übersetzt nach Weiß, Portobello Books, London, 2017.
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