Ackermann | Klingelhöller | Meuser | Slominski
Die Küchen und Rezepturen des Badischen Raumes im Südwesten Deutschlands gelten mithin als die besten. Trotz der regionalen Vorreiterstellung gibt es selbstverständlich auch dort internationale Speiseteller, eines davon ist das im Zentrum Karlsruhes beheimatete POMODORO. Dort lud Georg Kargl vor wenigen Monaten die vier Künstler ein, gemeinsam eine Ausstellung in Wien einzurichten, die einen spannungsreichen Querschnitt durch die norddeutsche Szene bietet. Denn alle sind zwar Professoren an der Karlsruher Kunstakademie, doch keiner wohnt wirklich in der Badenser Hauptstadt. Der Maler Franz Ackermann ist in Berlin beheimatet und unterhält als einziger auch ein grosses Studio am Dozenturstandort, die Bildhauer Harald Klingelhöller und Meuser leben in Düsseldorf, Andreas Slominski in Hamburg, aber auch mehr und mehr in Berlin. Es ist eine kulinarische, präzise arrangierte Mischung, die jetzt für die Galerie Georg Kargl in Wien zusammenkommt.
In den vier kombinierten Fallen Andreas Slominskis zeigt sich der Grundzug seiner minutiös geplanten, gleichwohl zufälligen Wahrnehmbarkeit der meist temporär angelegten und ephemeren (gleichwohl handlungsorientierten) Objekte. Das Denken in neuen Dimensionen, mit Umwegen, das Verzetteln des sprachlichen Systems gegenüber dem visuell Evidenten und das Verunsichern der Sicherheit sind Merkmale seiner ästhetisch-spröden Angebote.
Da tritt Meuser konkreter und zugleich abstrakter auf. Mit minimalistischer Reduktion hat er vier malerisch anmutende Kästen in Ural-Gelb-Grün, Weiß, Warmgrau 1 und Kobaltviolett für die Wand, und ein Gestell in Neapelgelb-hell und Weiß auf Sockel in Warmgrau für den Boden konzipiert. Kommentare eines Bildhauers zur Malerei, könnte man meinen.
Harald Klingelhöller präzisiert in wohlfeiler Manier das Wortspiel als Verkettung von Signifikant und Signifikat über die zwei im Raum plazierten, sternförmigen Materialcollagen Wie Das Bild Eines Lesenden Am Fenster (teilweise, wiederholt, sternförmig). Zum einen selber Bildträger, Wortspiel und Wortgebäude, zum anderen konstruktiver Buchständer, auf dem die Blätter des Objektes aufgefächert evident Parallelen des Metaphorischen anzeigen wie die romantische Attitüde im Titel.
Franz Ackermann schliesslich ist mehr als nur Maler, denn er zerlegt in kleinen Mental Maps und in grossformatigen Evasionen den universalen Horizont des Raumes in vielgeschichtete Bezugsfelder wie Urbanität, Tourismus, Kolonialismus, Bewegung, die gemeinsam ein Mosaik der kulturellen Identität bilden.
Es ist eine spannungsreiche, puristische und letztlich das Hier-Sein als Da-Sein thematisierende Ausstellung, welche genügend Autonomie zwischen den vier, aber auch anschaulich die Nähe der vier Künstler demonstriert. Denn schliesslich sind alle Teile Hauptgänge, nur deren Rezeptur hat irgendwie etwas mit Tomaten zu tun.
Alle vier Künstler stellen erstmalig in der Galerie Georg Kargl aus.
Gregor Jansen, Aachen im April 2003
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