curated by Alistair Hicks
Hybridish
Marcel Dzama & Raymond Pettibon, Leylâ Gediz, Marcia Kure, Wangechi Mutu, Pavel Pepperstein, Raymond Pettibon, Viktor Pivovarov, Laure Prouvost, Paula Rego, Nedko Solakov, Hale Tenger
Hybridish
- und einige andere hybride Äußerungen
Alle Künstler und Künstlerinnen in Hybridish sind hybride Denker*innen, welche Alternativen zur Norm des linearen Denkens anbieten. Und weiter? Obwohl wir alle von Natur aus hybride Denker*innen sind und jederzeit fähig eine verblüffende Menge an entgegengesetzten Gedanken zusammenzuführen, hat man uns jahrelang einseitiges Denken beigebracht, um vorzutäuschen, wir würden uns in einem geradlinigen Fortschritt bewegen. Die Künstler*innen hier genießen es, uns aus unseren Zwangsjacken zu helfen.
Feminismus war eine starke Motivation für Veränderung, denn der lineare Weg war im Grunde eine männliche Einbildung, wenn nicht sogar Wahnvorstellung (man denke an Brancusis Endlose Säule). Paula Rego wurde am College von ihren Lehrern*innen nicht davon abgehalten kontroverse Geschichten darzustellen: Da sie ein junges Mädchen war, wurde sie nicht ernst genommen. Jetzt ist sie eine Pionierin, die verdrehte und vielschichtige Geschichten wieder in den Mainstream der Kunst zurückgebracht hat. Wangechi Mutu und Marcia Kure lehnen es ab die männlich geprägte, westliche Vision von Identität darzustellen. Sie verdeutlichen, dass wir hybrid sind. Die erste Schriftarbeit von Laure Prouvost, welche ich 2011 gesehen habe, lautete YOU ARE GOING IN THE WRONG DIRECTION. Seither bietet sie ein Labyrinth an gedanklichen Alternativen. Hale Tenger eröffnet einen anderen Blickwinkel auf männliche phallusgeleitete Gedanken und weibliche Phantasien. Turkish Delight ist nur ein kleiner Teil unseres Achterbahn-Make-ups. Ich finde Mut in Leyla Gediz‘ Crab Trainer. Es verweist auf eines der berühmtesten satirischen Gemälde der Türkei, The Tortoise Trainer von Osman Hamdi Bey, und verspricht etwas Hoffnung. Während The Tortoise Trainer über die Langsamkeit der osmanischen Reformpolitik spottet, ist die Situation bei Crab Trainer umgekehrt. Ein junger Verstand betrachtet die verschiedenen Strukturen in seinem Kinderzimmer. Solange sich sein Geist seitwärts, diagonal und gewunden bewegen kann, gibt es noch Alternativen.
Nedko Solakov hat für diese Ausstellung eine spezielle Form der Hybridisierung entwickelt. Solakov ist der Meister des hybriden Denkens. Wenn etwas zu eng gedacht ist, überprüft er es und überprüft es noch einmal. Seine Arbeit zeichnet die seltene Kombination einer unmittelbaren direkten Kommunikation mit Kontroversen, die dir zu denken geben, aus. Pavel Pepperstein ist vergleichbar, wie eine Schriftarbeit von Laure Prouvost, IDEALLY THIS CORNER WOULD EMBRACE YOU WARMLY, seine Arbeit funktioniert durch die Kraft ihrer Großzügigkeit. Er umschließt uns mit seiner Welt. Die Eigenschaft, dass der Betrachter sie, wenn er sie zum ersten Mal sieht, nicht notwendigerweise sofort versteht, regt an. Sie bedient unsere hybride Natur. Pepperstein ist der Sohn einer russischen Autorin und Viktor Pivovarov, der ein wichtiger Moskauer Konzeptualist war, eine der ersten Kunstbewegungen, welche das hybride Denken völlig integriert und genutzt hat.
Raymond Pettibon und Marcel Dzama machen beide äußerst individuelle Zeichnungen und Filme. Sie zeigen uns satirische Anti-Regierungs- und Anti-Kriegszeichnungen. In der Ausstellung stellen wir Einzelwerke Pettibons mit Werken, die in Zusammenarbeit mit Dzama entstanden sind, gegenüber. Pettibon wurde durch seinen surfenden und baseballspielenden Traum des amerikanischen Lebens berühmt, doch war dieser stets geprägt von der Angst unter der Oberfläche. In The ball player scheint es, als ob Dzama und Pettibon um die „Super Soul of America“ kämpfen und das Ungeheuer aufzeigen, das sie und wir erschaffen haben. Wir haben heute das Schlimmste aus beiden Welten: Wir werden immer noch von den Regeln des „linearen Denkens“ bestimmt, ohne jedoch an sie zu glauben. Mehr denn je brauchen wir Künstler*innen, wie jene in dieser Ausstellung: Katalysatoren des Wandels und des hybriden Denkens.
Alistair Hicks
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