Lisa Ruyter
Atoms for Peace
Eine Berichterstattung in Bildern – der Gouverneursrat der IAEO tagt in Wien
Als akkreditierte Journalistin hat die Künstlerin Lisa Ruyter an Sitzungen des Gouverneursrats der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) teilgenommen. Ihre daraus hervorgehende Berichterstattung zeigt sich in einer Serie neuer Gemälde, deren Grundlage jene Fotos bilden, die sie anlässlich offizieller Konferenzen der IAEO aufgenommen hat. Damit gelingt es ihr, eine höchst aktuelle Problematik der Weltpolitik aufzugreifen und zu thematisieren. Die abgeschlossene Reihe wird von November bis Januar im Rahmen einer Einzelausstellung unter dem Titel Atoms for Peace in Ruyters Wiener Galerie Georg Kargl Fine Arts präsentiert. Dies ist nicht das erste Mal, dass Lisa Ruyter die Grenzen zwischen Kunst und Reportage verwischen lässt. Bereits 2004 berichtete sie im Auftrag von [Andy Warhols] Magazin Interview und dessen damaliger Chefredakteurin Ingrid Sischy über Pariser Modeschauen. Die dabei entstandenen Malereien erschienen in der Dez./ Jan. 2004/05 Ausgabe von Interview und standen 2005 im Mittelpunkt einer viel beachteten Einzelausstellung in Berlin.
Seit 1996 haben Lisa Ruyters Gemälde ihren Ursprung in von ihr selbst produzierten Fotos. Diese Fotos zeichnen nicht nur ihre Reisen um die Welt nach, sondern auch die Persönlichkeitsentwicklung der Amerikanerin. Ruyter nimmt dabei nur einen kleinen Bruchteil dieser Bilder, um diesen hernach im Medium der Malerei zu fixieren. Indem sie die Fotos als Skizze auf die Leinwand „transkribiert", bestimmte Bildausschnitte ändert, dabei auf Details verzichtet, die sie für zu banal hält, andere wiederum genauer ausarbeitet, fertigt sie einen Entwurf an, auf dessen Grundlage Ruyter die Farbstruktur des Bildes ausarbeitet. Farbe ist das bildnerische Instrument, mit dem sie ihre Kompositionen zwischen gegenständlicher Benennbarkeit und abstrakter Flächengestalt in Schwebe hält. Endgültig fertig gestellt wird das Gemälde, sobald die Künstlerin – meist in nur einem Arbeitsschritt – die Linien mit einem Farbstift scharf nachzeichnet.
Die Wirkung von Ruyters Malerei besteht darin, dass scheinbar gewöhnliche Situationen außergewöhnlich dargestellt werden. Was auf den ersten Blick als einfaches, aber überdimensionales „Malen nach Zahlen“ aussieht, entpuppt sich nach und nach als komplexes Farbarrangement mit starken Sujets. Die Malweise der Kunstschaffenden friert das Bildnarrativ ein und drängt es zur Abstraktion, wodurch Implizites deutlich wird. Mit diesen aktuellen Arbeiten hinterfragt Lisa Ruyter erneut den Zusammenhang von betrachtetem Inhalt und visuellem Effekt. So scheinen die Treffen in der IAEO recht gewöhnlich zu wirken, jedoch subtil mit der Bedeutung eines der aktuell wichtigsten Nachrichtenthemen aufgeladen zu sein. Ruyter behandelt den „Kern“ der Geschichte mit demselben Blick und demselben Verfahren, wie sie es bereits bei den Modeschauen tat. Das Ergebnis dieser Herangehensweise sind Bilder, die direkt aus einem beliebten Comic-Roman entnommen zu sein scheinen.
"Für das was ich will", so meint die Künstlerin, "ist es wichtig, eine einzelne hegemoniale Lesart um jeden Preis zu vermeiden. Mit ‘hegemonial‘ meine ich, dass etwas die Interpretation dominiert, anstatt dass alle Elemente zu Informationsträgern werden. Es ist natürlich möglich, eine solch eingeschränkte Lesart zu haben, aber es gibt genug auf der Oberfläche der Bilder und in den Sujets, um immer eine neue Lesart hinzuzufügen.
Über die IAEO
Mit Hauptsitz im Vienna International Centre ist die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) das weltweit führende Forum für wissenschaftliche und technische Zusammenarbeit zur friedlichen Nutzung der Nukleartechnik. Sie wurde 1957 als unabhängige Organisation der Vereinten Nationen und als Verwirklichung der visionären Rede "Atoms for Peace" des damaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten, Dwight D. Eisenhower, gegründet. Heute basiert das breite Aktivitätsspektrum der IAEO auf den Bedürfnissen ihrer 144 Mitgliedstaaten. Ihre Programme und Budgets werden mittels Entscheid des 35-köpfigen Gouverneursrates und der Generalversammlung aller Mitgliedsstaaten beschlossen. Der Gouverneursrat tagt gewöhnlich fünf Mal pro Jahr. Seine Aufgabe ist es, Sicherheitsbeschlüsse zu billigen und die Sicherheitsstandards der IAEO zu veröffentlichen. Im Falle einer Nichterfüllung der Sicherheitsstandards der IAEO durch einen Mitgliedstaat, entscheidet der Rat über das weitere Vorgehen, das von einer Aufforderung zur Offenlegung bis zu einer möglichen Anzeige beim Sicherheitsrat der Vereinten Nationen reichen kann. Die jüngsten Treffen des Gouverneursrats hatten die Nuklearfrage im Iran sowie die Versuche zur vollständigen Klärung des Charakters des Atomprogramms des Iran zum Hauptthema.
Text: Timothy Hartley Smith
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