Markus Schinwald
In seiner diesjährigen Ausstellung im Kunsthaus Bregenz hat sich Markus Schinwald der Sitcom gewidmet, einem Format der Populärkultur, das - zumindest in seiner Rezeption - eher im unteren Bereich kultureller Hierarchien angesiedelt ist. Für seine Ausstellung bei Georg Kargl Fine Arts hat Schinwald einen Schritt weiter nach unten gemacht und Maskottchen in Form von gehenden Stellwänden produziert.
Obwohl das optische Erscheinungsbild konträr zu Markus Schinwalds bisherigem Werk scheint und wie ein radikaler Bruch aussieht, folgt es doch den Koordinaten seiner bisherigen Arbeiten. So findet sich auch hier die Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper und seiner Befindlichkeit, der Architektur, Darstellungsformen der bildenden Kunst, und - nicht zu vergessen - dem Modus der Appropriation. Anders jedoch als in den meisten seiner bisherigen Arbeiten ist das Material seiner Bearbeitung nicht bereits in einen Kanon der bildenden Kunst eingegangen, sondern ist eine Insignie der Populärkultur.
Ursprünglich ist das Maskottchen eine Erfindung aus dem 19. Jahrhundert und hat sich aus einer komikhaften Darstellung der einzelnen Handwerkszünfte zu einer Art Talisman entwickelt. Heute hat es selten die Funktion eines Glücksbringers, sondern ist in der Regel eine Form des Marketings oder der Kinderunterhaltung. Schinwalds Maskottchen sind aber weder Teil eines Marketingkonzeptes noch dienen sie der Unterhaltung von Kindern. Mehr sind sie als Reflexion über die Populärkultur vor dem Hintergrund der Kunst bzw. Hochkultur zu verstehen.
Im oberen Raum der Galerie zeigt Markus Schinwald ein Ensemble von fragmentierten Himmeln. Aus Landschaftsgemälden verschiedener Jahrhunderte hat er die Idylle selbst ausgeklammert und sich nur auf den Himmel konzentriert, ist doch der Himmel der Ort, der sich, zumindest visuell, nicht ändert – ein blaues Nichts.
Ergänzt ist diese Arbeit durch veränderte Möbelstücke. Schinwald hat Tische im Stil des englischen Tischlers Chippendale zerlegt, und - wenn man so will - falsch zusammengebaut. Hier sind sie auf einem Holzsockel elegant arrangiert, während sie im nächsten Raum in Baumwollsäcken an der Wand hängen: die Form zum Teil verdeckt, sich aber durch den Stoff abzeichnend wie bei einem schlecht geschnittenen Kleidungsstück.
In der Blüte des Viktorianischen Zeitalters waren Tisch- und Stuhlbeine oft mit weiblicher Unterwäsche ähnelnden Stoffen umhüllt, welche die Ähnlichkeit zum menschlichen Pendant vor den Männern verbergen sollten. Die antropomorphe Qualität von Schinwalds Skulpturen ist hier weniger verborgen, als durch ihre umhüllenden Gewänder verstärkt.
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