Rudolf Stingel
Nach einer intensiven Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten der abstrakten Malerei entstanden Anfang der 90er Jahre Rudolf Stingels erste Installationen. Malerei und Plastik gehen eine Verbindung ein, die eine unmittelbare und eigenständige Position beansprucht. 1998 zeigt er in der Galerie Georg Kargl seine Aluminiumgüsse, durch die er das geschlossene System einer ritualisierten Malpraxis in ein System offener Strategien hineinverlagert.(1)
In allen Arbeiten von Stingel ist diese kontinuierliche Spannung vorhanden, die typisch für ein geistiges Exil ist, das gesucht und aufgebaut, von dem jedoch die Spuren des eigenen Ursprungs nie verwischt wurden.
Dies unterstreicht, dass auch die Rückkehr aus dem Exil nichts anderes ist als eine andere, schmerzlichere Art, ins Exil zu gehen. Schmerzlicher deshalb, weil die Rückkehr in der morbiden Erinnerung erlebt wird. Wenn Stingel die Malerei verlässt, ist er weder Bildhauer noch Fotograf, noch pragmatisch-konzeptuell. Er ist es nicht aus dem einfachen Grund, weil er immer Maler bleibt. In der Art, wie er sich auf die Malerei konzentriert und gegen jede mögliche Zweideutigkeit ankämpft, steckt sehr viel Disziplin. Gleichzeitig signalisiert das Werk, wenn es vollendet ist, automatisch Entspannung. Sie ist nur ganz, ganz leicht an der Oberfläche zu spüren und dringt nicht in die pedantische Materie des Malens vor. […]
Ursprünglich hingegen bleibt die Geste, die in jeder Wiederholung wiedergeboren wird und nicht übersetzt werden kann, weil sie untrennbar mit der Person, die sie setzt, verbunden ist. Wenn Rudolf Stingel kein Bild macht, sondern etwas anders, dann nur deshalb, um herauszufinden, ob die Unterbrechung des Automatismus der Gesten bedeutet, dass man sich von Ihnen trennt. Man kann sagen, dass er sich entfernt, um sich zu analysieren und sich mithilfe verschiedener anderer Aktivitäten zu beurteilen. Wenn er aus der Malerei ausbricht, sucht er das freiwillige Exil entfernt von seinem Wesen. Jedes Werk, das kein Bild ist, ist ein Kommentar.
(1) Anmerkung der Redaktion
Francesco Bonami, „Representing change, not standing still“, in: Peter Weibel (Hg.),Kontext Kunst. Kunst der 90er Jahre, Köln 1994, S. 532-535.
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