Waiting for the Ice Age
Christian Flamm, Sergej Jensen, Katarzyna Jozefowicz, Helen Mirra, Florian Morlat, Elisabeth Penker, Markus Schinwald, Katja Strunz, Gabi Trinkaus, Torbjörn Vejvi, Barbara Visser
Georg Kargl hat es sich zur Aufgabe gemacht, zu brisanten und aktuellen Themen des Kunstdiskurses externe Kuratoren einzuladen. Waiting for the Ice Age wurde vom Kurator und Galeristen Michael Hall konzipiert und nimmt eine artikulierte Position zu den Erwartungen und Enttäuschungen auf die Versprechungen eines globalen Kapitalismus ein.(1)
Eine neue Eiszeit bahnt sich an, und das, was wir derzeit erleben, ist nur eine lange und ausgedehnte Wartezeit auf etwas Neues – eine kulturelle und historische Tiefkühltruhe. Diese Abkühlung der politischen/kulturellen Atmosphäre resultiert zum Teil daraus, dass es in der westlichen Welt keinen Fortschritt oder keine Richtungsvorgabe gibt. Seit den Verheißungen der frühen 1990er Jahre hat der globale Kapitalismus seinen Glanz verloren, und heute wird bereits Demokratie und Gesellschaftskritik dem Profit geopfert. Momentan stehen wir an einem Punkt zwischen Übergang und Stagnation, an dem die Geschichte komplexe Verbindungen erzeugt zwischen einer formbaren Gegenwart und der Vergangenheit, die für immer in der Zeit eingefroren ist.
Indem sie den gegenwärtigen Kunstproduktionszyklus thematisieren, der sowohl als Stil undefinierbar als auch außerhalb der bekannteren Diskurse des Postkonzeptualismus und/oder Postfeminismus ist, haben sich die ausgewählten Künstlerinnen und Künstler entschlossen, Handwerklichkeit und intuitives handwerkliches Können neu zu erproben. Sie erarbeiten ihr eigenes Verhältnis zur Geschichte und konstruieren Mikronarrative, die persönlichere und packendere Geschichten erschaffen. Sie schneiden aus, nähen und kleben zusammen, arrangieren und präsentieren verschiedene profane Gegenstände und Materialien. Die Künstlerinnen und Künstler entziehen sich einer Klassifikation nach Geschlecht, Nationalität und/oder Klassenzugehörigkeit.
Die Ausstellung Waiting for the Ice Age versucht, das gegenwärtige Gefühl der Malaise und die Möglichkeit der Anpassung vergangener Strategien des Kunstmachens festzumachen, indem sie diese ungleichen Arbeiten zueinander in Beziehung setzt. Nicht nur die ausgesuchten Arbeiten, sondern auch der kuratorische Ansatz handeln in dieser Form einer komplexen Passivität gegenüber der Geschichte. Weder die Künstlerinnen und Künstler noch der Kurator hegen eine Nostalgie für die Vergangenheit. Sie interessieren sich stattdessen für die Zeit, als Materialien und formale Verfahren noch potenziell radikal sein konnten und als die Moderne wirklich modern war. Mit der Reflexion einer bestimmten Zeit oder eines bestimmten Orts funktioniert das Kunstwerk nicht bloß als Sentimentalität innerhalb des Kunstwerks selbst, sondern als Eindruck und Qualität desselben, das durch das intensive Interesse der Künstlerinnen und Künstler und ihre Faszination am Taktilen entfaltet wird.
(1) Anmerkung der Redaktion
Michael Hall, Waiting for the Ice Age, Wien 2002
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