curated by Maria Arusoo
WINTER IS COMING (Homage to the Future)
Andreas Angelidakis | Merike Estna | Michael Gumhold | Joey Holder | Kolbeinn Hugi | Kris Lemsalu | Jaakko Pallasvuo | Natasha Papadopoulou | Angelo Plessas | Agnieszka Polska | Triin Tamm
curated by Maria Arusoo
„Nach dem Sommer der griechischen Demütigung
kam der Herbst der abgelehnten Zuwanderung, dann
der Winter der europäischen Desintegration, auf den
schließlich der Frühling des Donald Trump folgte.“
Franco Bifo Berardi
Wir leben in einer dystopischen Gegenwart, in der viele Dinge bereits so verfahren sind, dass es unmöglich geworden ist, den Blick von den gegenwärtigen Krisen und der zunehmenden Xenophobie abzuwenden. Das großartige und bestärkende Versprechen „der Zukunft“ löst sich auf und wir werden dazu gezwungen, unsere Glaubenssysteme immer wieder innerhalb verdichteter Zeitrahmen zu ändern.
In unserer neoliberalen Gesellschaft – in der man auf Schritt und Tritt zu Individualismus und Selbstmanagement gezwungen und vom zeitgenössischen Beschleunigungstrieb überwältigt wird – erleben wir einen Generationsverlust an Wissen darüber, was es bedeutet, Teil einer Gemeinschaft mit gemeinsamen Zielen zu sein.
In der Ausstellung Winter Is Coming (Homage to the Future) ist Verlust ein wiederkehrendes Sujet und bildet die Grundlage für einen Dialog über Themen wie etwa Zusammenbrüche von Systemen, nomadische Erfahrungen, Mythen, Zugehörigkeit und Sinn. Einige der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler suchen in ihrer Arbeit nach alternativen Subsystemen und Meta-Sprachen, in denen das Netz, die Biotechnologie oder antike Mythen als Medien eingesetzt werden anhand derer der Platz der Menschheit in der Welt erforscht wird. Die Arbeiten, die mit antiken Mythen und aktuellen Krisen spielen, schaffen eine Psychogeographie an biofuturistischen und techno-animistischen Setzungen, die teils Situationen in der Ferne beobachten und teils den Versuch unternehmen, neue Arten des gegenseitigen Wiederverbindens zu erdenken – eine Suche nach einem sinnhaften Ökosystem.
Die Ausstellung wird als rhizomatische Plattform präsentiert, deren Umfang zahlreiche territoriale Gegensätze abdeckt: das erweiterte Umfeld des Internets und des Offline-Bereichs; neue Technologien und die Bedenken antiker Menschen; Politikbewusstsein und Flucht; Dystopie und Utopie. Die Ausstellung ist als komplexes Gebilde zu verstehen. Sie vereint Werke mit dem Ziel, die Gedanken auszuweiten in Bezug auf die Grenzen des Miteinanders, auf die Verbundenheit und auf das Potential neu erdachte Gemeinschaften anzunehmen.
Text:
Maria Arusoo (*1983 in Tallinn) ist eine Kuratorin und Künstlerin, die aktuell als Leiterin des Center for Contemporary Arts Estonia und als Beauftragte des estländischen Pavillons bei der Biennale von Venedig tätig ist.
Die Ausstellung findet im Rahmen des Galerienfestivals curated by_vienna: Meine Herkunft habe ich mir selbst ausgedacht statt. Den theoretischen Ausgangspunkt für die teilnehmenden Galerien, Kuratorinnen und Kuratoren bildet der titelgebende Essay des Kulturtheoretikers und Autors Diedrich Diederichsen. Mit dem Projekt curated by_vienna unterstützt die Wirtschaftsagentur Wien mit ihrem Kreativzentrum departure seit 2009 die Zusammenarbeit von Wiener Galerien zeitgenössischer Kunst mit internationalen Kuratorinnen und Kuratoren.
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