Body at Play
Lenora de Barros, David Fesl, Denisa Lehocká, Mercedes Mangrané, Bruce Nauman, Paula Rego, Rosa Rendl, Willem de Rooij, Camila Sposati
In der Gruppenausstellung Body at Play könnte man in den Kunstwerken nach einer figurativen Philosophie des Körpers suchen, denn die Technik, die Werkzeuge, die Zeichen stehen alle in dieser Beziehung zum Körper. An dieser Stelle entsteht eine Sprache des Körpers nicht durch die Darstellung, sondern vor dem Betrachter entfalten sich ihre sinnliche Essenz und stille Bedeutungen wie ein Ereignis. Eine Art verborgener Prozess, der von den Arbeiten zum Ausdruck gebracht wird. Auf diese Weise begegnen uns Kunstwerke auf unterschiedliche Weise, drängen oder lähmen uns durch die Bedeutungen, die im Akt der Begegnung entstehen.
Die Fotoserie COISA EM SI / COISA DE NADA von Lenora de Barros entstand 1990 anlässlich ihrer Einzelausstellung „Poesia é coisa de nada “ bei Mercato del Sale in Mailand. Lenora de Barros integrierte Elemente des Ping Pong Spiels als Unterstützung für poetische und visuelle Erfahrungen, welche spielerische und interaktive Aspekte untersuchten.
10 fingers 2 holes von Bruce Nauman gehört zu einer Werkgruppe von graphischen Arbeiten des Künstlers aus den 1990er Jahren, in denen er sich intensiv mit dem Motiv Hand auseinandergesetzt hat. Die Radierungen entstanden nach Zeichnungen, in denen der Künstler seine rechte Hand linkshändig und umgekehrt zeichnete. Scheinbar einfache Formen und Gesten unterwandern eine innenliegende Komplexität. Die Motive wurden von Bruce Nauman auch in anderen Arbeiten verwendet.
‘The series was not about the holes at first and then I saw that that was going on. So, I started thinking about that – about topology. Things that don’t look alike morphose one into the other. Topology is about surface: the coffee cup and the donut are the same.’ (Quoted in Bruce Nauman: Fingers and Holes, p.3.).
In Stay Calm lässt sich Rosa Rendl auf eine Bildsprache der sozialen Netzwerke ein. Die Divergenz zwischen dem Privaten und der Öffentlichkeit sind Teil unseres Lebens geworden und dort, wo eine Abgrenzung passieren könnte, löst die Künstlerin sie auf. Inszenierte Realität, die Ausdruck von Subjektivität und Wunsch ist, mobilisiert einen romantischen Konzeptualismus, der eine Analyse unserer zeitgenössischen Bildkultur transportiert.
Ein analytischer Ansatz zur Bildproduktion und zum Bildkonsum ist charakteristisch im Oeuvre von Willem de Rooij, in dem die Erfahrung durch die Anwesenheit des Körpers definiert wird.
Kunstleder, Ebenholzperlen (Diospyros crassiflora), ein kunststoffbeschichteter Metalldraht, ein Schneckenhaus (Cornu aspersum), Siegelfolie von Weinflaschen, ein Edelstahlkegel, Stretchfolie, Diktiergerätkomponenten– Fundstücke und Artefakte mit Heißkleber und einem Baumwollfaden fixiert - sind in Untitled von David Fesl in harmonischer Weise verbunden. Jeder dieser Einzelteile durchlebt in der Gesamtheit eine Metamorphose, wodurch eine einheitliche Morphologie entsteht.
Es ist sowohl der Reichtum der Romantik als auch das menschliche Elend, welche es ermöglichen, die Grenzen und Begrenzungen der Existenz zu erkunden. Sowohl in der Dunkelheit als auch im Licht des Bewusstseins liegt poetische Wahrheit. Paula Rego zeigt in ihren Arbeiten die menschliche Realität und Vorstellungskraft, ihre Bösartigkeit und Komplexität, um die dogmatischen Wahrheiten der Existenz zu enthüllen. In ihrer Kunst werden Menschen und die chaotische Instabilität ihrer Natur sichtbar gemacht, um Brüche zu schaffen.
"I start from small formats, partly because the body asks me to, it's the best solution I have found so far, a matter of scale with the body itself. Also, the themes of my paintings depart from a non-specified origin, they are quite ambiguous even though they start from the world, they deal with banality, marginal things, the space we inhabit (not always within the dichotomic logic of the inside-outside... but the interstice ...) hence the small format has an affinity with the unspectacular." Mercedes Mangrané (2020)
Gut von Camila Sposati gehört zu ihrer Werkgruppe Phonosophia (phonos: Stimme/Klang; sophia: Wissen), die sie aus ihrem Earth Anatomical Theater entwickelte. Wie viele der jüngsten skulpturalen Werke der Künstlerin ist auch dieses an der Grenze zwischen Skulptur und Musikinstrument angesiedelt. Seine Form erinnert an innere Teile des menschlichen Körpers, während seine Materialität direkt vom Erdkörper abgeleitet ist – beides zentrale Protagonisten im Oeuvre von Camila Sposati. Das Objekt fungiert gleichzeitig als autonome Präsenz, als Behälter für die zukünftige Nutzung und als Ort der Aktivierung sowie als relationale Einheit, die verschiedene Verkörperungen, Räume und Zeiten verbindet.
Denisa Lehocká reagiert auf die Realität mit einem selektiven Prozess, bei der diese gefiltert wird. Sie wählt einen singulären Moment aus, das Ereignis dazwischen ... das sie innerlich verarbeitet. In Shoes on the Floor von 1997 wird ein Alltagsgegenstand – ein Ready Made - in eine pure, strenge Form umgewandelt und von der Künstlerin mit hautfarbenem Gips ausgegossen.
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