David Fesl
David Fesls skulpturale Preziosen tragen Spuren seines Alltags in sich, die die verwendeten Dinge zu abstrakten Biografiepartikeln werden lassen. Seine präzise Zusammenstellungen unterschiedlichster Dinge der Natur und des Alltags konzentrieren sich auf das kleine Format, finden in ihrer austarierten Komposition auf abstrakter Ebene aber durchaus zu monumentaler Größe.
Wie ein Juwelier verbindet Fels Organisches und Anorganisches, Fundstücke und Artefakte – Muschel und Haargummi, Pfirsichkern und Ohrring, Zwiebelschale und Schraube – in einer Art, die radikal Gegensätzliches auf eine surreale, gleichwohl harmonische Weise zueinanderfinden lässt, bis gleichsam eine neue Morphologie entsteht. In diesen raffinierten Objektkonfigurationen durchläuft jedes Einzelteil scheinbar eine Metamorphose, bei der eine Komponente prägnant hervortritt: eine Form, eine Farbe, eine Textur. Wenige Alltagsgegenstände behalten ihre zeichenhafte Aufladung und erkennbare Funktionalität. Es sind die von einem Ding ausgelösten Assoziationen und sein narratives Potenzial, die es zum Teil eines größeren Ganzen werden lassen. In den fragilen, manchmal fast ephemeren Werke überwiegt denn auch der Eindruck einer genau durch dieses Zusammenspiel sinnhaften Konstellation.
Die sanfte Erotisierung, die diese Werke kennzeichnet, verweist auf einen Raum jenseits fester Zuschreibungen: Konnotationen bleiben variabel, Dinge können maskulin und feminin zugleich erscheinen. David Fesl befreit das, was er sucht und findet, von vorgefertigten Ideen und macht es zur abstrakten, enigmatischen Form, die auf eine fast malerische Weise anderen Formen begegnet, sich an sie schmiegt oder mit ihnen fusioniert. Seine skulpturalen Kompositionen setzen die Bedeutung dessen, was sie ausmacht, frei und verwandeln es. Die Dinge werden gewissermaßen queer. In ihrer Amalgamierung, der auch eine große Handwerklichkeit innewohnt, entsteht etwas faszinierend Neues, das sich in seiner poetischen wie subtil identitätspolitischen Bildsprache außerhalb konventioneller Kategorisierung situiert. Der dezidiert weiße Umraum, der den Rahmen bietet, fügt dieser Sprache eine institutionskritische Komponente hinzu, die Fesls außergewöhnliche Positionierung im Feld von Skulptur und prägnanter Gesellschaftsanalyse unterstreicht.
Vanessa Joan Müller
Biografie
geboren 1995 in Tschechien, lebt und arbeitet in Prag
Ausgewählte Einzelausstellungen
2024
I will watch with you, with Esther Kläs, Center for Contemporary Arts, Prag
2023
Hello Yuko, Tomio Koyama Gallery, Tokyo
The Clumsy Imitator of Artificial Life, Fait Gallery, Brno
2022
David Fesl, ADZ, Lissabon
David Fesl, Sperling, München
2021
David Fesl, Also on View, T293, Rom
David Fesl, Lulu, Mexico Stadt
2020
The Concrete Boy, Georg Kargl BOX, Wien
The Weakest Nest Robber, Karlin Studios, Prag
Ausgewählte Gruppenausstellungen
2024
You You, curated by Kate Sutton, Lombardi—Kargl, Wien
2022
I Had a Dog and a Cat, curated by Hana Ostan Ožbolt, Georg Kargl Fine Arts, Wien
Do Animals Go to Heaven?, organized by Collezione Agovino, Chiesa del Purgatorio, Matera
2021
Ester Krumbachová, curated by Edith Jeřábková and Kateřina Svatoňová, House of Arts Brno, Brno
Remembering What Never Existed, curated by Suzanne Friedli and Andreas Furrer, annex14, Zürich
2016
Against Nature, curated by Edith Jeřábková and Chris Sharp, National Gallery, Prag
Künstlerische Konzepte
2024
20 years of Kontakt, Secession, Wien
Ausgewählte Ausstellungsdisplays
2023
Touching Time that Stands Still, curated by Pavlína Morganová, hunt kastner, Prag
2022
I Had a Dog and a Cat, curated by Hana Ostan Ožbolt, Georg Kargl Fine Arts, Wien
First Book of Emblems: Lenka Vítková, Fait Gallery, Brno
Galerie-Ausstellungen
Institutionelle Ausstellungen
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