Elke Krystufek
Like nothing you have ever seen
[…] So konstant sich gewisse Motive durch die Arbeiten von Elke Krystufek ziehen, so sehr ist es eine ihrer Stärken, stets Situationen zu schaffen, die mehr Fragen aufwerfen als Antworten geben. Selbst in den zahlreichen Interviews, die sie in den letzten Jahren gegeben hat, intendieren ihre Aussagen, den Faden immer weiter zu spinnen und stets neue Perspektiven einfließen zu lassen. Dieses Prinzip, keine universalen Wertungen vorzunehmen, dem Gegenüber eine Eigenverantwortung zu überlassen und gleichzeitig wie in einem Feedbacksystem für das Zirkulieren der Kommunikation zu sorgen, ist auch ein wesentlicher Bestandteil von Krystufeks Arbeitsweise.
Thematisch umfassen ihre Arbeiten das weite Spektrum zwischen „Ich“ und „Wir“: die Konstruktion von Identität, von Sexualität und Körper und die Artikulation von Begehren. Sie stellen hdas Selbstbildnis als Projektionsfläche und Schnittstelle zur Diskussion, visualisieren gesellschaftliche Zuschreibungen und Tabus als performatives Spiel und bieten im selben Augenblick Strategien der Verweigerung an. Der stringente Einsatz von Accessoires, Erzählungen und Bildhintergründen aus einem privat wirkenden Umfeld und die permanenten Verweise darauf, dass es sich nicht um Abbilder, sondern um hochgradig selektierte, medial aufgezeichnete und bearbeitete Codes handelt, knüpft an die Fragen an, wo gegenwärtig das Private, wo das Öffentliche angesiedelt ist, wo das Subjekt (die Person/Künstlerin Elke Krystufek, das Individuelle), wo der soziale Erfahrungshorizont (das Hegemoniale, aber auch Gemeinschaftliche) spricht. […]
[Gleichzeitig handelt] es sich bei den Selbstbildnissen um einen medial konstruierten Text […], der nur partiell mit der Person Elke Krystufek übereinstimmt. […] [Es entsteht ein medialer Raum], in dem ein dialogisches Aufeinandertreffen von „Körpern“ (im weitesten Sinne) als Basis einer identitätsstiftenden sozialen Interaktion und ein lustvolles Agieren inmitten von Ängsten, Fantasien, Ansprüchen, Begierden, Zweifeln und Zuschreibungen als übergeordnetes Formenspiel „wirklich“ werden können. Die Mittel zum Zweck sind die in so vielen Arbeiten explizit präsente Foto-/Videokamera oder die fotografische Vorlage für die Malerei und die Zeichnungen. […]
Ricke Frank, „Pleasure“, in:, Katalog Nackt & Mobil, Edition Sammlung Essl, Klosterneuburg/Wien 2003, S. 111-114.
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