Markus Schinwald
In seiner ersten Einzelausstellung in der Galerie Georg Kargl zeigt Markus Schinwald verschiedene Werkgruppen des heurigen Jahres, die in Beschäftigung mit der Kulturgeschichte des Umgangs mit dem Körper entstanden sind.
Der französische Philosoph Maurice Merlau-Ponty meinte, dass wir aus einer Position gelebter Darstellung sprechen: Alles was wir sehen, ist mit irgendeiner Bedeutung ausgestattet, eine Anlage die besonders dann sehr aufgeladen ist, wenn es um Beziehungen zu Körpern geht. Die Tatsache, dass wir einen lebenden Körper bewohnen, der uns zwar einschränkt und limitiert, aber auch für uns funktioniert, bestimmt unsere Wahrnehmung der Welt in ihrer Gesamtheit. Wir können daher die Welt nur in Form einer dargestellten Position wahrnehmen und als Folge davon öffnet uns die Funktion des Körpers den Zutritt zur Welt. Es ist also unmöglich sich zum Körper bloß wie zu einem Ding zu verhalten, nicht einmal im Diskurs.
Zu Beginn der Ausstellung stehen vier Regale als Display für Skulpturen, Fetische, Objekte, Performance - reliquien und Filmrequisiten.
Die Photos, ebenfalls im Erdgeschoss, sind Teile aus einem Projekt mit Akrobaten. Vorlage für die Produktion war jedoch nicht das Spektakel der Bühne oder Zirkusarena, sondern die Vorstellung, der Körper würde sich durch eine besonders intensive Beschäftigung auch besonders verbiegen, als gäbe es eine extreme psychische Bedingung, die ein physisches Äquivalent erzwingt.
Prothesen für unbestimmte Fälle
Eine andere Form von körperlichem Zwang ist auf den Portraits im Untergeschoss zu sehen: Stiche aus dem Biedermeier wurden durch Prothesen ergänzt, die sich in unterschiedlichsten Formen auf die menschliche Physiognomie auswirken. Der Begriff der Prothese selbst ist nicht vom kulturellen Prozess zu trennen. Freud führt ihn in die Diskussion um den kulturellen Fortschritt ein. Der kulturelle Diskurs erzeugt die Artefakte und Prothesen, die vor dem Körper nicht Halt machen, sondern im Gegenteil, ihn zu seinem Zentrum machen: „Es ist die Logik des Körpers, die Prothesen hervorbringt. Der Körper erzeugt seine eigene Technologie.“ (Das Unbehagen in der Kultur)
Ganz anders verhält sich die Arbeit Diarios (to you).
Diarios bildet mit 160 Einzelbildern eine Art Film, in der vor allem amerikanische Stereotypen auf lokale Plätze übersetzt wurden. Während in der visuellen Ebene beispielsweise ein Cowboy auf die Wotrubakirche oder das Holzmeister-Krematorium trifft, geht es in der akustischen um die Verbindung eines objektivierten (in Form von Drehbuchauszügen) und eines emotionellen (in Form eines Liebesgedichtes) Sprechmusters.
Mobiler Stillstand
Im letzten Teil der Ausstellung spaziert schließlich eine lebensgroße Marionette vor einem wandfüllenden Trompe L’Oeil, ohne sich jedoch vom Fleck zu bewegen.
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