Kunstraum Weikendorf
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Rosa Rendl
Rejection
In ihrer Ausstellung im Kunstraum Weikendorf zeigt die in Wien lebende Künstlerin Rosa Rendl großformatige Wand- und Bodenteppiche, die jeweils einen Begriff im Rapport als Muster haben. Gefühlszustände, psychologische Zuschreibungen, emotionale Verfasstheiten, Tensionen. Die Worte Rejection – der Titel der Ausstellung –, Opportunity, Fear, Response und Ego wirken wie plakative Aufrufe zum freien Assoziieren der jeweiligen persönlichen Bedeutung und Zusammenhänge für die BetrachterInnen. Darüber hinaus sind auf den Teppichen Fotografien von Interieurs angebracht, die gemeinsam eine stilisierte Wohnsituation suggerieren. Die identifizierbare Privatheit der Fotografien auf der einen Seite und die großflächige an Werbeästhetik erinnernde Grafik der Teppiche auf der anderen Seite bringen Dualismen wie Privatheit und Öffentlichkeit, Innen und Außen, Nähe und Distanz zur Sprache.
Rejection – eine Zurückweisung, sprich abgelehnt zu werden oder eine Absage zu erteilen. Also eine passive oder aktive Position innehaben? Die Abweisung als (vorweggenommene) Reaktion, aus Angst vor einer Abfuhr, ein Moment der Wiederholung – ein Kreislauf beginnt. Diese Choreografie ist dem sozialen Miteinander immanent, sie entsteht zwischen Nähe und Distanz, einem Innen und Außen, einem Selbst und dem Gegenüber. Auch der Teppich versinnbildlicht diesen Dualismus, indem er zwei sich gegenüberliegende Welten auf einer metaphorischen Ebene verhandelt: Wie ein symbolischer Träger verbindet er den privaten Raum durch seine einladende Geste mit einer Öffentlichkeit. Er ist oft weich, lässt sich betreten und auf sich sitzen oder dient der Gemütlichkeit als Komplize im Erzeugen von sozialer Wärme. Seine Farben und Muster haben Bedeutung, neben kulturellen Hintergründen geben sie ästhetische Vorlieben preis.
In dieser Ausstellung nehmen die Formate der Teppiche die Dimensionen des Raumes auf, spiegeln die Verhältnisse wider, werden zum Bodenläufer oder bekleiden (1) an Tapisserien erinnernd die Wand. Dabei wirkt jede Arbeit wie ein Zimmer für sich, A Room of One´s Own (2) deutet die Wichtigkeit eines geschlossenen Bereichs im Privaten an, in dessen Sicherheit ein Sich-Öffnen erst möglich wird. Wir sehen auf den Fotos interieurartige Objekte des Alltags abgebildet, blicken quasi durch die abstrahierende Vergrößerung einer Kameralinse in das Leben eines Gegenübers. Fast wie eine Verdoppelung des Fensters, das uns von außen in das Innere des Kunstraums sehen lässt, dringt unser Blick hier in einen weiteren Innenraum vor. Diese Intimität des inneren Erlebens nehmen auch die Begriffe Fear, Ego, Opportunity, Idyll und Response auf. Die einzelnen Wörter beschreiben jeweils subjektive Gefühlszustände und schreiben sich wie emotionale Anknüpfungspunkte in den Teppich ein. Aus dem Schriftbild der Begriffe ergibt sich ein textuelles (3) Ornament; ein Gewebe an sozialen Zuständen und Umständen. Der Nexus zwischen Text und Abbildung ist die Verknüpfung von einem Ich und einem Du. Ein Beziehungsgeflecht, das sich wie die Verkettung der Fäden zu einem Gewebe in Richtung eines Wirs verwebt.
- Barbara Rüdiger
1 „Aber ist der Wohnraum, der ganz mit Teppichen ausgelegt ist, keine Imitation? Die Wände sind ja nicht aus Teppichen erbaut! Gewiß nicht. Aber diese Teppiche wollen nur Teppiche sein und keine Mauersteine, sie wollen nie für solche gehalten werden, imitieren sie weder durch Farbe noch Muster, sondern bringen ihre Bedeutung als Bekleidung der Mauerfläche klar zutage. Sie erfüllen ihren Zweck nach dem Prinzip der Bekleidung“ (Adolf Loos, Das Prinzip der Bekleidung, 1898, in: ders., Warum ein Mann gut angezogen sein soll. Enthüllendes über offenbar Verhüllendes, Wien 2007, k.A.2 Virginia Woolf, A Room of One´s Own, Hogarth Press, England, 1929
2 Virginia Woolf, A Room of One´s Own (London: Hogarth Press, 1929).
3 „Text heißt Gewebe; aber während man dieses Gewebe bisher immer als ein Produkt, einen fertigen Schleier aufgefasst hat, hinter dem sich, mehr oder weniger verborgen, der Sinn (die Wahrheit) aufhält, betonen wir jetzt bei dem Gewebe die generative Vorstellung, daß der Text durch ein ständiges Flechten entsteht und sich selbst bearbeitet; in diesem Gewebe – dieser Textur – verloren, löst sich das Subjekt auf wie eine Spinne, die selbst in die konstruktiven Sekretionen ihres Netzes aufginge“ (Roland Barthes, Die Lust am Text, Frankfurt a. M. 1974, k.A.
Biografie
1983 in Baden geboren, lebt und arbeitet in Wien
Ausgewählte Einzelausstellungen
2023
YOU YOU/REJECTION (mit Ketty La Rocca), MLZ Art Dept, Triest
2022
Colour Charts, Georg Kargl BOX, Wien
2019
Rejection, Kunstraum Weikendorf, Kunst im Öffentlichen Raum Niederösterreich, Weikendorf
Kartell, Georg Kargl BOX, Wien
2018
Opportunity Lover, Kunstwerke Institute for Contemporary Art, Bob´s Pogo Bar, Berlin
Vilgefortis, Lonely Boys und Battle-Ax, Cordova, Barcelona
2017
Playing, Gillmeier Rech, Berlin
Concerts of Coreality, Lonely Boys, Sandy Brown, Berlin
2016
Holy and Repulsive, Lucas Hirsch, Düsseldorf
2015
What You Desire, Belvedere 21, Wien
2014
How Alive Are You, Bar Du Bois, Wien
Ausgewählte Gruppenausstellungen und Performances
2025
Being a Girl*!? From Panel Painting to Social Media, Lentos, Linz
2024
Beau Travail, Zirkusgasse, Wien
You You, curated by Kate Sutton, Lombardi—Kargl, Wien
Bringing Owls from Athens, Georg Kargl BOX x Callirrhoë, Athens, Georg Kargl BOX, Wien
Body at Play, Georg Kargl BOX, Wien
2022
Tipsy Tina, Kunsthalle Exnergasse, Wien
2021
Posters by artist bands, Fluc, Wien
GEORG KARGL EDITIONS, Georg Kargl Permanent, Wien
Stay Brief, and Leave, Fondation Pernod Ricard, Paris
2020
Would You Be Available…, Georg Kargl Permanent, Wien
Attempt at Rapprochement, Georg Kargl Fine Arts, Wien
Soft View / Privatissime, Neuer Essener Kunstverein, Essen
2019
Über das Neue, Kunstraum Innsbruck, Innsbruck
Sketch I, Halle für Kunst, Lüneburg
Über das Neue - Junge Szenen in Wien, Belvedere21, Wien
Performance by Appointment, Georg Kargl Fine Arts, Wien
2018
Lonely Boys Performance, Roter Salon, Volksbühne, Berlin
Culture Wear, Space31, Berlin
Sunglasses, Sundogs, Paris
2017
Ritual, Lambdalambdalambda, Prishtina
Aaahhh!!!, Lonely Boys Performance, Paris International, Paris
Selfie Mania, Alte Fabrik, Gebert Stiftung, Rapperswil
In Awe, Kunsthalle Exnergasse, Wien
Floating Self, Salzburger Kunstverein, Salzburg
A night for lonely boys, Kunstwerke Institute for Contemporary Art, Berlin
Der Verdienst. 2014-2017, The Oracle, Berlin
How far to open up?, Forum Stadtpark, Graz
2016
Die Sprache der Dinge, Belvedere21, Wien
Dreaming Dictionary, Skulpturinstitut, Wien
Boil the Ocean, Bodega, New York
Humble Habits Domestic Monuments, HHDM, New York
2015
White SLR, New Bretagne Belle Air, Essen
BOYS, Lonely Boys Performance mit Philipp Timischl, Halle für Kunst, Lüneburg
NEW NEEDS, Haus Wittmann von Johannes Spalt, Etsdorf/Kamp
Time to Fill up the Glass, Galerie Crone, Berlin
Lonely Boys Performance, Künstlerhaus Halle für Kunst und Medien, Graz
2014
LET’S MINGLE, FRANZ JOSEFS KAI 3, Wien
Pcnc_Bay XII: mixtape group exhibition, Ve.sch, Wien
kuratierte Ausstellungen
2020
The Shop, Georg Kargl Permanent, Wien
2016
F-Holes, Humble Habits Domestic Monuments, co-organisiert mit HHDM, New York
2015
New Needs, Haus Wittmann von Johannes Spalt, co-kuratiert mit Isabella Ritter, Etsdorf/Kamp
Preise
2022
Staatsstipendium künstlerische Fotografie, Österreich
2016
Anerkennungspreis bildende Kunst, Stadt Baden
2015
Artist Residency New York
2012
Artist Residency, Cité des Arts, Paris
2010
Startstipendium künstlerische Fotografie, Österreich
Publikationen
2021
The logic of Intuition, editiert von Attilia Fattori Franchini, herausgegeben von Georg Kargl Fine Arts
Opportunity Lover, Solo Album, erschienen bei Seayou Records
Projekte
seit 2010 LONELY BOYS – Performance Duo mit Daphne Ahlers
seit 2013 RENDL – Modelabel
Anfrage
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